Version 1.5

Vortrag: Computerlinguistik und Massenüberwachung

State-of-the-Art nach Snowden-Fundus, INDECT-Papers & Co.

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Ein Versuch, die heutigen Möglichkeiten (State-of-the-Art) zu skizzieren, welche Privatindustrie und Geheimdienste haben, Massenüberwachung mittels computerlinguistischen Mitteln zu betreiben: weil schon lange niemand deine Nachrichten persönlich liest. Aber alle Achtung: Eingeteilt und aussortiert wirst Du trotzdem!

Aus dem Konzeptpapier zu meiner laufenden Masterarbeit, welche sich dem Thema annimmt:

Seit den Snowden-Enthüllungen im Juni 2013 wird deutlich, wie weit fortgeschritten der weltweite Überwachungskomplex aus Privatindustrie und Geheimdiensten ist. Speziell die Tempora-
Enthüllungen offenbaren, dass wo immer möglich auch der „Full take“-Ansatz praktiziert wird, wonach komplette Datenströme (samt Inhalt) der weltweiten Kommunikation abgefangen und maschinell ausgewertet werden. Hierfür werden Unterseekabel und Glasfaserleitungen angezapft.

Schon um die Jahrtausendwende wurde das Echelon-System der „Five Eyes“-Staaten (Australien, Kanada, Neuseeland, UK, USA) bekannt, das die Vollüberwachung satelittenbasierter
Kommunikation betreibt.

Die Schweiz überwacht seit 2004 im Vollbetrieb mittels eines Onyx genannten Funküberwachungsystems (Echelon-ähnlich) satelittengestützte Kommunikationsströme. Aktuell
wird von der Bundesversammlung das Nachrichtendienstgesetz NDG beraten, wonach – ähnlich wie bei Tempora – nicht länger nur sogenannte Funk-, sondern neu auch Kabelaufklärung
betrieben werden soll. Dafür sollen Schweizer Glaserfaserleitungen (direkt bei den Providern) angezapft werden können. Jüngste Medienberichte weisen darauf hin, dass Schweizer Leitungen
(z. B. der Swisscom) bereits heute von zumindest ausländischen Diensten angezpaft werden. Es ist offen, ob die Inhalte dieser Datenströme über Umwege in die Hände des Schweizer
Geheimdienstes geraten.

Spätestens mit der in- und ausländischen Kabelaufklärung muss jede in der Schweiz ansässige Person damit rechnen, von der Massenüberwachung betroffen zu sein, unabhängig davon, ob
diese eine Gefahr für die innere oder äussere Sicherheit der Schweiz oder die eines anderen Landes darstellt.

Es ist öffentlich bekannt, dass auf linguistischer Ebene der überwachten Datenströme Listen von Suchbegriffen (in diversen Kombinationen) verwendet werden, um die maschinell zu verarbeitenden Inhalte zu filtern oder zu sortieren: In der Schweiz hat die Geschäftsprüfungsdelegation aus National- und Ständeräten GPDel diverse Berichte verfasst, wo das etwaige Vorgehen beschrieben wird. Sie befasst sich dabei kritisch mit der Wirksamkeit der angewandten Methoden und wirft zudem Fragen der Vereinbarkeit der eingesetzten Methoden mit der Europäischen Menschenrechtskonvention EMRK auf.

Worum gehts im CoSin-Beitrag?

Im Beitrag geht es darum, den State-of-the-Art der Computerlinguistik für den Bereich der Masenüberwachung für ein interessiertes Publikum darzulegen: dabei wird aus dem Snowden-Fundus geschöpft, WikiLeaks-Veröffentlichungen beigezogen oder INDECT-Papers bekannt gemacht.

Info

Tag: 13.06.2015
Anfang: 21:00 Uhr
Dauer: 02:00
Room: Lecture Room
Track: Main Track
Sprache: de

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